LIL-Welterbe

Welterbestudie: Lausitzer Tagebaufolgelandschaft als UNESCO-Welterbe?

Kulturlandschaft

01.07.2020 – 31.12.2021

Koordination und Ansprechpartnerin

  • IHM – Institute for Heritage Management GmbH, Cottbus
    • Gutachterliche Einschätzung der Welterbefähigkeit der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft
    • Vorbereitung und Koordination des UNESCO-Tentativantrags
    • Politik- und Gremienberatung
  • Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), Fakultät 6: Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung, Fachgebiet Planen in Industriefolgelandschaften, Cottbus
    • Erforschung der Geschichte und Entwicklung von Bergbaufolgelandschaften und von industriellem Erbe (inkl. Arbeitersiedlungen sowie Umsiedlungen)
    • Erstellung einer Landschaftstypologie
  • Sorbisches Institut/Serbski institut e.V. (SI), Cottbus/Bautzen
    • Erforschung vorindustrieller Landnutzung, Verflechtungen sorbischer Kultur mit dem Braunkohleabbau und bergbaubedingter Umsiedlungen
    • Bearbeitung minderheitenrechtlicher Fragestellungen im Welterbeverfahren

Kurzbeschreibung und Ziele

Das Hauptziel des Verbundprojektes Welterbestudie: Lausitzer Tagebaufolgelandschaft als UNESCO Welterbe? (LIL-Welterbe) waren die Prüfung der Welterbefähigkeit der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft und die anschließende Erarbeitung eines Antrags für die Aufnahme auf die deutsche UNESCO-Vorschlagsliste für Welterbe (Tentativliste). Im Zuge dessen wurde die Welterbeinitiative „Lausitzer Tagebaufolgelandschaft“ initiiert, welche sich im Rahmen des von 2022 bis 2025 laufenden und auf LIL-Welterbe aufbauenden Projektes (LIL-SME) mit der Verstetigung der Ergebnisse beschäftigt. Durch die kritische Auseinandersetzung mit der regionalen Geschichte des Braunkohlenabbaus, den damit verbundenen Einschnitten sowie Landschaftsinnovationen konnten erste Impulse für einen neuen, traditionsbasierten und zugleich zukunftsgerichteten Zugang zu dieser Landschaft geschaffen werden. Dieser soll als ein Ankerpunkt regionaler Identität dienen.

Zentrale Forschungsfragen innerhalb der Förderphase umfassten u. a.: Was macht eine Tagebaufolgelandschaft aus? Welche Elemente werden benötigt, um den Wert einer solchen Landschaft auszudrücken? Welcher Zeitraum, welche Entwicklungsstufen und welche historischen Wandlungsprozesse der Folgelandschaftsgestaltung lassen sich noch heute in der Lausitz/Łužyca ablesen? Welche Bedeutung kommt der Lausitz/Łužyca im internationalen Vergleich zu? Wie sind die dort prägenden Strategien der Wiederaneignung von Landschaft mit der sorbischen/wendischen Kultur und minderheitenrechtlichen Fragestellungen verwoben?

Projektinnovation

Das Projekt entwickelte ein einzigartiges Konzept zur Anerkennung eines Mosaiks von repräsentativen Elementen der Tagebaufolgelandschaft als UNESCO-Welterbe, welches einen innovativen Ansatz zur Steigerung der regionalen Identität bietet. Die Sichtbarmachung eines der Lausitzer Bevölkerung zumeist unbekannten bzw. unbewussten kulturellen Erbes soll so gezielt als Werkzeug für die Regionalentwicklung genutzt werden.

LIL-Welterbe und die Lausitz/Łužyca

Die Recherchen ergaben, dass die Lausitzer Tagebaufolgelandschaft die größte zusammenhängende Tagebaufolgelandschaft der Welt ist und den global längsten nachweisbaren Zeitrahmen der Darstellung dieses Landschaftstypus umfasst. Somit ist das Gebiet der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft das umfassendste und repräsentativste Beispiel, um das Zeitalter der fossilen Rohstoffgewinnung darzustellen – hinsichtlich seiner Radikalität, dem mit ihm verbundenen Innovationsgeist und der ambivalenten Lernprozesse.
Eine tiefgreifendere Auseinandersetzung mit der durch den geplanten Braunkohleausstieg beeinflussten Selbstwahrnehmung kann zur Rückgewinnung und Neuverankerung der regionalen Identität in der Lausitz/Łužyca beitragen. Insbesondere das Erkennen und Verstehen des kulturellen Erbes der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft kann als Plattform zur regionalen Entwicklung dienen und ein aktives Werkzeug im Strukturwandel bilden: So verweisen die Ergebnisse des Projektes auf Besonderheiten der Region, die zuvor so nicht an einer Stelle gebündelt waren und daher oftmals übersehen wurden. Das Zusammenführen der vielschichtigen Aspekte der Tagebaufolgelandschaft und ihrer Bezüge zur Kultur-, Natur- und Siedlungslandschaft eröffnet der Lausitz/Łužyca neue Blickwinkel auf die eigene Region.
Die im Rahmen des Projektes identifizierte Einzigartigkeit der Landschaft ist unabhängig vom Erfolg der Welterbeinitiative. Somit kann sie als kulturelle Ressource sowohl Impulse für Strukturwandelprojekte geben, als auch als weicher Standortfaktor dienen.

„Landschaften sind Emotionen. Diese Emotionen sind oft wichtiger Grund, um in einer Region zu bleiben. Um positive Emotionen für eine derart veränderte Landschaft, wie der Tagebaufolgelandschaft, entwickeln zu können, muss man die Landschaft lesen und verstehen.“ Heidi Pinkepank, KULTUR[tagebau]LANDSCHAFT

LIL-Welterbe, Bioökonomie und nachhaltige Landnutzung

Im Kontext der Bioökonomie erweitert das Projekt das Förderbündnis Land-Innovation-Lausitz um den Blick auf die gewachsene Lausitzer Tradition in der landschaftsgestalterischen Auseinandersetzung mit Extremsituationen. So wie der Klimawandel die Region heute vor die Herausforderung stellt, mit trockenen Böden umgehen zu lernen, so befassen sich Rekultivierungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Region bereits seit fast 100 Jahren mit der Nachnutzung bergbaubedingt übersäuerter und veränderter Böden.
Das Projekt sensibilisiert dafür, dass die Lausitz/Łužyca sich aus ihrer Historie als Modellregion für die Bioökonomie anbietet. Es verweist in diesem Zusammenhang sowohl auf die Geschichte der Region als Raum zur Energiegewinnung, als auch auf ihre Gegenwart und Zukunft als Standort für innovative Land(nach)nutzung. Als Teil des Förderbündnisses Land-Innovation-Lausitz verdeutlicht das Projekt, dass eine zukunftsorientierte Bioökonomie nicht nur auf technologisch-wissenschaftlichen Grundlagen basieren kann, sondern auch die gesellschaftlich und kulturell gewachsenen Strukturen integrieren muss.

Aufforstungsflächen, Foto: Maximilian Beyers

 

Ergebnisse

Was wurde erreicht?

  1. Gezielte Nutzung von Fördergeldern zur expliziten Auseinandersetzung mit der Lausitzer Tagebau- und Rekultivierungsgeschichte
  2. Über 80 Projektvorstellungen in der Lausitz/Łužyca zur Sensibilisierung von Politik und Bevölkerung für die Besonderheiten der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft
  3. Gesteigerte Aufmerksamkeit für die Region in der deutschen Presse durch ca. 40 Berichte in Print und TV
  4. Präsenz in nationalen und internationalen Fachkreisen:
    • Einreichung eines Antrags zur Aufnahme auf die deutsche UNESCO-Tentativliste
    • Organisation einer eigenen Tagung und Veröffentlichung der Publikation KULTUR[tagebau]LANDSCHAFT
    • Präsenz bei über 15 Konferenzen sowohl im In- und Ausland

Ausblick

Die Ergebnisse aus dem Projekt LIL-Welterbe werden im darauf aufbauenden Projekt LIL-SME (Strategie- & Managemententwicklung für die Welterbeinitiative der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft) praxisorientiert weitergeführt und entwickelt.