LIL-SME

Strategie- & Managemententwicklung für die Welterbeinitiative der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft

Kulturlandschaft

01.09.2022 – 28.02.2025

Koordination und Ansprechpartnerin

  • Hagemann, Jenny: Sorbisches/wendisches Kulturerbe. Historische, kulturwissenschaftliche und regionale Annäherungen (Sorabistiske źěłowe papjery 2). Bautzen, 2023.
  • Hagemann, Jenny: Industrie – Kultur – Erbe. Der Lausitzer Tagebau und seine Folgelandschaft aus minderheitensensibler Perspektive. Essay. In: Kellershohn, Jan (Hg.): Der Braunkohlenbergbau im 20. und 21. Jahrhundert. Geschichte – Kultur – Erinnerung. Halle (Saale), 2023.
  • Brönner, Lea; Herold, Mareike; Rudolff, Britta: Welterbeinitiative „Lausitzer Tagebaufolgelandschaft“ – Chancen und Herausforderungen. In: Brandenburgische Denkmalpflege, Heft 1, Geymüller Verlag, Berlin 2024, S. 43-49. [in Redaktion] [auf Deutsch.]
  • Pinkepank, Heidi: Die Bedeutung von industriekulturellen Orten im Strukturwandel der Lausitz. In: Brandenburgische Denkmalpflege, Heft 1, Geymüller Verlag, Berlin 2024, S. 27-29. [in Redaktion] [auf Deutsch.]

Kurzbeschreibung und Ziele

LIL-SME baut auf den Ergebnissen des Projektes LIL-Welterbe auf und entwickelt Grundlagen eines Strategie- und Managementkonzeptes für die Welterbeinitiative der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft. Zudem soll die Identifizierung der Bürgerinnen und Bürger mit der Region durch die Auseinandersetzung mit ihrem kulturhistorischen wie industriellen Erbe gesteigert werden. Das Projekt will die Region dabei unterstützen, den bereits angestoßenen Prozess der Welterbeinitiative und die herausgearbeiteten Potenziale des kulturellen Wertes der Tagebaufolgelandschaft best- und schnellstmöglich nutzen zu können. Die Tagebaufolgelandschaft soll als Teil einer lebendigen und kulturell vielfältigen Transformationslandschaft in der Mitte der Gesellschaft etabliert werden.


Zentrales Anliegen der Initiative ist es, den Zusammenhang von Radikalität und Innovation im Kontext der Landschaftsgestaltung nach dem Tagebau zu verstehen. Diese Auseinandersetzung soll als Kernkompetenz der Lausitz/Łužyca anerkannt werden, um sie über den Kohleausstieg hinweg im Selbstverständnis der Region zu verankern und aktiv in den Strukturwandel einzubringen.​

Übersicht über die beiden die Welterbeinitiative „Lausitzer Tagebaufolgelandschaft“ konstituierenden Projekte LIL-Welterbe und LIL-SME als Teil der Förderbündnisses Land-Innovation-Lausitz

 

Projektinnovation

Die Welterbeinitiative bietet einen innovativen Ansatz zur Steigerung der regionalen Identität, die mit der Entwicklung eines bislang einzigartigen Konzeptes zur Anerkennung von repräsentativen Elementen der Tagebaufolgelandschaft als UNESCO-Welterbe einhergeht. Ein solches Element ist beispielsweise die Verknüpfung industrieller und sorbischer Elemente, welche eng miteinander verflochten sind und sowohl die Landschaft als auch die Region als solche nachhaltig prägen. Damit werden neue Blickwinkel der Landschaftswahrnehmung geschaffen. Des Weiteren werden Vorarbeiten zur Etablierung eines Managementsystems und der Konzeption von Schutzmechanismen zum Erhalt der Tagebaufolgelandschaft geleistet. Die wesentliche Grundlage bildet der im Projekt „LIL-Welterbe“ erarbeitete Antrag zur Aufnahme auf die deutsche Tentativliste für das UNESCO-Welterbe und die weiterführenden Recherchearbeiten des Projektteams.

 

LIL-SME und die Lausitz/Łužyca

Das Projekt Strategie- & Managemententwicklung für die Welterbeinitiative der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft (LIL-SME) arbeitet an einer Verstetigung der Welterbeinitiative mit einem besonderen Fokus auf ihre Integration in vorhandene Strukturen der Region. Um die im Projekt LIL-Welterbe identifizierten Potenziale der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft als Alleinstellungsmerkmal der Region voll ausschöpfen zu können, befasst sich das laufende Projekt LIL-SME mit existierenden regionalen Akteuren und Akteurinnen, Leitbildern sowie mit parallel laufenden Initiativen im Rahmen des Strukturwandels. Das Projekt versucht nicht nur, die Welterbeinitiative weiterzuentwickeln und langfristig für eine mögliche Aufnahme auf die UNESCO-Tentativliste vorzubereiten, sondern erforscht explizit auch die vorhandenen Schnittstellen mit weiteren Strukturwandelinitiativen, die sich mit dem kulturellen Erbe der Lausitz/Łužyca befassen. Das erarbeitete Wissen im Kontext der Tagebaufolgelandschaft soll so dauerhaft in der Region verankert werden.

LIL-SME, nachhaltige Landnutzung und Bioökonomie

Das Projekt etabliert neue Bezüge zur Tagebaufolgelandschaft und gibt Anstöße zur gezielten und gesteigerten Nutzung dieser weltweit außergewöhnlichen Landschaft für die regionale Entwicklung. Im Kontext der Bioökonomie erweitert das Projekt das Förderbündnis Land-Innovation-Lausitz um den Blick auf die gewachsenen Lausitzer Traditionen in der landschaftsgestalterischen Auseinandersetzung mit Extremsituationen. So wie der Klimawandel die Region heute vor die Herausforderung stellt, mit trockenen Böden umgehen zu lernen, so befassen sich Rekultivierungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bereits seit fast 100 Jahren mit der Nachnutzung bergbaubedingt übersäuerter und veränderter Böden in der Region. Das Projekt sensibilisiert dafür, dass die Lausitz/Łužyca sich auch aus ihrer Historie als Modellregion für die Bioökonomie anbietet. Es verweist in diesem Zusammenhang sowohl auf die Geschichte der Region als Raum zur Energiegewinnung, als auch auf ihre Gegenwart und Zukunft als Standort für innovative Land(nach)nutzung.

Die Welterbeinitiative dient somit als Instrument des Strukturwandels der Lausitz/Łužyca. Sie regt einen Wertschöpfungsdiskurs an, der sowohl landschafts- und identitätsbezogene als auch ökonomische Wertschöpfungsprozesse inspirieren soll. Als Teil des Forschungsbündnisses Land-Innovation-Lausitz verdeutlicht das Projekt, dass eine zukunftsorientierte Bioökonomie nicht nur auf technologisch-wissenschaftlichen Grundlagen basieren kann, sondern auch die gesellschaftlich und kulturell gewachsenen Strukturen integrieren sollte.

Erwartete Ergebnisse

Die übergeordnete Zielstellung des Verbundvorhabens ist langfristig die Aufnahme der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft auf die UNESCO-Welterbeliste. Bis dieses Ziel in den 2030er Jahren erreicht werden kann, soll zunächst die Lausitzer Bevölkerung für die Einzigartigkeit der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft sensibilisiert werden. Bestehende Strukturen und Strategien sollen genutzt werden, um sowohl das Wertekonzept der Tagebaufolgelandschaft zu verankern, als auch um neue und innovative Ansatzpunkte für den Erhalt der Stätten zu finden.

 

 

Ausblick

Die Kulturministerkonferenz (Kultur-MK) veröffentlichte im Dezember 2023 die Ergebnisse des jüngsten deutschen Tentativlistenprozesses. Entsprechend der Empfehlung des internationalen Fachbeirates äußerte sich die Kulturministerkonferenz zunächst positiv über die vorgelegte Menge an Informationen zur Lausitzer Tagebaufolgelandschaft. Sie bewerteten den Tentativantrag und das darin vorgestellte Konzept als innovativ und spannend, mit potenziell neuen Diskussionsansätzen zur Erhaltung von sich entwickelnden Transformationslandschaften. Um jedoch tatsächlich einen Platz auf der deutschen Tentativliste zu erhalten, muss das Konzept noch weiter geschärft werden. Diese Entscheidung gibt der Region Zeit, Fragen rund um die Erhaltung des kulturellen Wertes der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft und ihrer rekultivierten, durch die Zivilgesellschaft wieder angeeigneten Flächen zu klären. Das Projektteam wertet die Entscheidung daher als ein klares Zeichen für und nicht gegen das Potenzial der Lausitz/Łužyca. Die Hinweise des Expertenrates wurden bereits im Hinblick auf weiteren Forschungsbedarf analysiert und werden derzeit genutzt, um das Projekt weiterzuentwickeln. Die Auseinandersetzung mit der kulturellen Bedeutung der Tagebaufolgelandschaft soll so dauerhaft begleitet werden.

Losgelöst von der Entscheidung verfolgt das Projektteam das Ziel, die eigenen Arbeiten so weiterzuführen, dass die Erkenntnisse bestmöglich für die Regionalentwicklung der Lausitz/Łužyca verwertet werden können. Eine aktive Gestaltung und Vermittlung der zukünftigen Folgelandschaft ist nur durch das Wissen über ihre durchaus wechselhafte Vergangenheit möglich. In diesem Zuge wird das Team in der verbleibenden Projektlaufzeit verstärkt den direkten Kontakt und Austausch mit den Lausitzerinnen und Lausitzern suchen – sei es beispielsweise über Feste, Podcastbesuche oder den eigenen Instagramkanal. Das umfangreiche, gesammelte Wissen über die Lausitzer Tagebaufolgelandschaft soll mit den Menschen in der Region geteilt werden, um gemeinsam das kulturelle Erbe der Lausitz/Łužyca in der Zukunft zu gestalten und die Idee einer zukünftigen, offiziellen Anerkennung weiterzuentwickeln.