Unsere Zielregion: Die Lausitz

Die Lausitz gliedert sich in die brandenburgische Niederlausitz sowie die in Südbrandenburg und Nordsachsen gelegene Oberlausitz. Im Süden – teilweise auf tschechischem Territorium – wird sie durch das Zittauer bzw. Lausitzer Gebirge begrenzt und erstreckt sich im Osten bis nach Niederschlesien in Polen. Obwohl sich die naturräumlichen Gegebenheiten von Ober- und Niederlausitz unterscheiden und die Problematik des Strukturwandels vor allem in der bergbaulich geprägten Niederlausitz am drängendsten ist, bildet die Lausitz – auch vom Selbstverständnis der Bevölkerung her – eine kulturelle, wirtschaftliche und soziale Einheit. Das WIR!-Bündnis „Land-Innovation-Lausitz“ sieht sich mithin in der Verantwortung für die gesamte Region Lausitz.

Landkarte mit Übersicht zur Lage der Lausitz in Deutschland

Herausforderungen

Die Lausitz verfügt über eine jahrhundertelange bergbauliche Tradition und zählt zudem seit jeher zu den Gebieten Deutschlands mit besonders ausgeprägten Klimaextremen sowie einem sehr hohen Anteil an nährstoff- und humusarmen Böden mit überwiegend geringer Wasserspeicherkapazität und Ertragskraft. Mit einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 550 mm zählt die Lausitz zu den klimatisch vulnerabelsten Regionen Mitteleuropas, so dass die Auswirkungen des Klimawandels die Bedingungen für die landwirtschaftliche Nutzung spürbar verschärfen. Erhebliche Ertragseinbußen bzw. -ausfälle sowie eine deutlich rückläufige Grundwasserneubildung und nachhaltige Schädigung der Biozönosen sind die Folge. Die fehlende Klimaresilienz betrifft sowohl „natürlich gewachsene“ als auch aus der Rekultivierung hervorgegangene „Neuland“-Böden und Ökosysteme. Eine zusätzliche Herausforderung für die Region stellt das umzusetzende Ende des Braunkohlebergbaus und die damit einhergehenden negativen Auswirkungen für die regionale Wertschöpfung dar. Außerdem stellen der demographische Wandel (hoher Anteil an Altersgruppen >65 Jahre) und der zunehmende Fachkräftemangel die Region vor beträchtliche Herausforderungen.

Technologiestandort

Die althergebrachte Braunkohlegewinnung wurde in DDR-Zeiten sehr stark intensiviert, was einen bedeutenden technologischen Innovationsschub mit sich brachte. Neben Fachpersonal für Bergbauprozesse und Stromgewinnung konzentrierten sich in der Region Kompetenzen für die Rekultivierung der Bergbaufolgelandschaften, die bis heute den Kern des hiesigen technologischen Know-How bilden. Innovative Technologien und technische Dienstleistungen als industrieller Kern der Lausitz spiegeln die traditionell gewachsene Technikaffinität der Bevölkerung wider, die bis heute deren Selbstverständnis und Verbundenheit mit der Region erklärt.

Förderbrücke im Tagebau

Forschungskompetenzen für die Region

Die Nutzbarmachung von Extremstandorten war durch die intensive Nutzung der Lausitzer Landschaften schon immer tief in der Wissenschaftshistorie des Landes verankert und bildet zusammen mit der Erforschung und Anwendung bergbaulicher Rekultivierungstechniken ein wichtiges kulturelles Erbe der Region. Die in der Region entwickelten Technologien und Kompetenzen für die Inwertsetzung der durch den Tagebau degradierten Landschaften sind weltweit einzigartig und stehen in engem Zusammenhang mit der besonders in Brandenburg-Preußen bereits im 17. Jahrhundert begonnenen Entwicklung innovativer Landnutzungsansätze. Die zahlreichen Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Landnutzung in der Lausitz bzw. in deren unmittelbarer Nachbarschaft führen diese Tradition erfolgreich fort. Neben der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU CS) leisten hierbei vor allem die im Raum Berlin-Potsdam angesiedelten außeruniversitären Forschungseinrichtungen wesentliche Beiträge. So erforscht das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. (ZALF) innovative Landnutzungen und Landschaften und kann durch eine enge Kooperation mit der BTU CS wesentliche Beiträge zur Transformation in der Region leisten. Dabei orientiert sich die Wissenschaft explizit an den schwierigen naturräumlichen Rahmenbedingungen der Lausitzer Landschaften.

Die Lausitz als Modellregion

Wegen ihrer naturräumlichen und historischen Gegebenheiten und ihrer traditionellen technisch-wissenschaftlichen Erfahrungen ist die Lausitz prädestiniert für die Entwicklung von Methoden und Technologien für die Anpassung der Landnutzung an den Klimawandel. Die Nutzung der landschaftlichen Potenziale und der regionalen wissenschaftlich-technologischen Expertisen bieten somit eine einmalige Chance, die Region als Modellregion für eine klimaangepasste Landnutzung und eine nachhaltige Bioökonomie zu entwickeln.

Wildblumenwiese in der Lausitz