Trüffelplantage
Anbau des Frühlingstrüffels (Tuber borchii) in der Lausitz
Pflanze
01.10.2020 – 30.09.2023
Koordination und Ansprechpartnerinnen
- Dr. Babette Münzenberger
- Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., Programmbereich 1 „Landschaftsprozesse“, Arbeitsgruppe: Pilzliche Interaktionen
- Tel.: +49 33432 82-153
- Mail: bmuenzenberger@zalf.de
- Dr. Katja Kühdorf
- Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., Programmbereich 1 „Landschaftsprozesse“, Arbeitsgruppe: Pilzliche Interaktionen
- Tel.: +49 33432 82 134
- Mail: katja.kuehdorf@zalf.de
- Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.
Projektleitung und Koordination, wissenschaftliche Begleitung und Bearbeitung, - Agrargenossenschaft Drebkau e.V.
Bereitstellung der Fläche und Vermarktung potentieller Trüffel, - Forstinstitut Slowenien
Fachliche Beratung, Probenahme und Untersuchung der Trüffelplantage mit Trüffelhund,
Kurzbeschreibung und Ziele
Der Frühlingstrüffel (Tuber borchii) besitzt ein weites pH-Spektrum (optimal ist der pH-Wert 6), er ist robust und wächst auf sandigen Böden. Somit eignet sich diese Pilzart hervorragend zum Einsatz auf armen Böden der Lausitz. Bei Voruntersuchungen konnte Tuber borchii bereits in der Niederlausitz nachgewiesen werden.
Im Rahmen des Projektes wurden insgesamt 800 mit Tuber borchii mykorrhizierte Stieleichensämlinge (Quercus robur) und Sämlinge der Zerreiche (Quercus cerris) auf einer für die Niederlausitz repräsentativen Fläche bei Drebkau gepflanzt. Die mit dem Frühlingstrüffel mykorrhizierten Eichensämlinge wurden vorab in einer ungarischen Trüffelbaumschule kultiviert. Beide Baumarten sind relativ anspruchslos. Sie können auf nährstoffarmen, sandigen Böden wachsen, sind in Süd- und Südosteuropa heimisch und somit tolerant gegen Hitze und Trockenheit. Damit eignen sie sich optimal für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Nach Etablierung der Drebkauer Plantage wurden 400 Bäume, also 50% der Fläche, bewässert, um den Einfluss der Wasserversorgung auf das Wachstum des Trüffelpilzes zu untersuchen. Zum Vergleich wurden die restlichen 400 Bäume nicht zusätzlich mit Wasser versorgt.
Ziel des Projektes ist die Überprüfung, ob (kommerzieller) Trüffelanbau in der Lausitz möglich ist. Damit soll ein für die Lausitz neuer, möglichst wertgebender Wirtschaftszweig in der Region etabliert werden, denn im Erfolgsfall ist der Trüffelanbau leicht skalier- und vermarktbar. Zudem soll mit der Trüffelplantage ein innovatives und klimaangepasstes Landnutzungssystem entwickelt werden.
Da die Trüffel im Erfolgsfall erst nach 4-10 Jahren auftreten, wurden zwischenzeitlich die Mykorrhiza an den Wurzelsystemen untersucht. Die Mykorrhiza ist die Symbiose zwischen den Wurzeln der Eichen und dem Trüffelpilz. Der Baum produziert mit Hilfe der Photosynthese Zucker, die er dem Trüffelpilz zur Verfügung stellt. Im Gegenzug erhält der Baum Stickstoff und Phosphor vom Trüffelpilz. Ist der Anteil der Trüffelpilz-Mykorrhiza hoch, ist auch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die unterirdischen Trüffel wachsen können.

Schematische Übersicht der Symbiose zwischen einer Eiche und Mykorrhiza-Pilzen und der daraus resultierenden Fruchtkörper
Projektinnovation
Die LIL-Trüffelplantage ist bisher die einzige Plantage in ganz Deutschland, in der Frühlingstrüffel mit wissenschaftlicher Begleitung und Erforschung angebaut wurde. Auch die Nutzung von so genannten Trüffelfallen (mit Trüffelsporen angereichertes Substrat) ist hierzulande bisher kaum verbreitet, das ist bisher ziemlich einzigartig. Auch ist der Trüffelanbau in der gemäßigten Klimazone generell noch recht neu, so sind die Trüffelplantagen in Deutschland in der Regel noch sehr jung.
Trüffelplantage in der Lausitz
Die natürliche Trüffelbildung im mediterranen Raum ist vielerorts rückläufig. Durch zu heiße und trockene Jahreszeiten sowie durch damit verbundene Desertifikation, verlagert sich die Trüffelproduktion zunehmend in Gebiete nördlich der Alpen. Für die Lausitz könnte sich mit dem Trüffelanbau daher eine neue und nachhaltige Perspektive eröffnen. So wachsen Sommertrüffel gut auf kalkhaltigen Standorten, der Frühlingstrüffel toleriert gut die sandigen und teils sauren Böden der Lausitz.
Als spezielles Agroforstsystem kann sich das Trüffelvorhaben gut an ein sich veränderndes Klima anpassen und damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der LIL-Bündnisstrategie leisten. Bei erfolgreicher Etablierung der Trüffelplantage ist mit einer hohen Wertschöpfung pro Fläche und der Etablierung neuer Wertschöpfungsketten zu rechnen. Damit werden eine wichtige Diversifizierung von Anbaustrategien und ein hoher Imagegewinn für die Region ermöglicht.
Nachhaltige Landnutzung
Mykorrhizapilze mögen es nicht, wenn zu viel Stickstoff gedüngt wird. Das Wachstum der Trüffel lässt sich damit nicht steigern. Wichtig für den Trüffelanbau auf nährstoffarmen Böden ist daher eine Stickstoffquelle, wie das auf der Trüffelplantage verwendete Novihum, die die Nährstoffe langsam abgibt. Beschleunigen lässt sich die Trüffelzucht nur mit Hilfe von so genannten Trüffelfallen. Da hiermit eine Überdüngung ausgeschlossen ist, wirkt sich dies sehr positiv auf die Umwelt, das Grundwasser und etwaige Gewässer in der Nähe aus.
Ergebnisse
Grundsätzlich ist beim Aufbau einer Trüffelplantage Geduld gefragt, denn die jungen Bäume müssen sich nach der Pflanzung erst an die neuen Umweltbedingungen gewöhnen. Im ersten Jahr kämpfen sie am neuen Standort regelrecht ums Überleben und bilden nur wenige Seitenwurzeln. Da sich die Trüffel aber nur an diesen speziellen Wurzeln ausbilden, ist in den ersten Jahren nach der Neuanpflanzung eine Erfolgsaussage schwierig.
Zudem haben die genetischen Untersuchungen gezeigt, dass in unserer Plantage neben dem Frühlingstrüffel noch zwei weitere Trüffelpilzarten – der Schlesische Trüffel und der Sporenarme Trüffel – vorkommen, die durch die Baumschule eingeschleppt wurden. Dies war so natürlich nicht geplant und zeigt, dass es notwendig ist, ausschließlich zertifizierte Baumschulpflanzen für eine Trüffelplantage zu verwenden.
Seit Oktober 2020 ist die Plantage etabliert, die Wirtsbäume wurden mit Frühlingstrüffel beimpft und eine Bewässerungsanlage wurde installiert. Bei der ersten Mykorrhiza-Untersuchung im Mai 2021 wurde der genetische Nachweis mehrerer Pilzarten als Begleitinfektionen (durch die Baumschule) erbracht.
Tuber borchii (Frühlingstrüffel) konnte dennoch mit über 40% im Mai 2021 an der Stieleiche und mit 36% im Oktober 2021 bei der Zerreiche nachgewiesen werden. Im Herbst 2021 und 2022 wurde eine Steigerung der Mykorrhizierungsrate aufgrund der Bewässerung festgestellt. Im weiteren Verlauf kam es infolge des Pflanzschocks zu einem starken Rückgang von Tuber borchii. Daher wurde beschlossen, an 140 Bäumen Trüffelfallen einzusetzen, um die Mykorrhizierungsrate zu erhöhen.

Trüffelfalle: Einarbeitung des Substrates mit enthaltenen Tuber borchii Sporen im März 2022
Ausblick
Da Trüffel erst nach vier bis zehn 10 Jahren auftreten, werden – um erste Aussagen treffen zu können – bis dahin Mykorrhizierungssraten, Mykorrhizatypen und Sequenzierung zur Identifikation der Pilzpartner untersucht. Die am Wurzelsystem vorherrschenden Mykorrhizatypen lassen Rückschlüsse dahingehend zu, ob sich der Trüffelpilz behaupten kann oder ob natürliche Nicht-Trüffelpilze den Trüffelpilz verdrängen. Im Falle einer erfolgreichen Manifestierung des Trüffelpilzes soll nach drei, fünf und sieben Jahren mit Hilfe eines Trüffelhundes nach möglichen Trüffel gesucht werden. Im Erfolgsfall sind die Ergebnisse gut skalierbar und kommerziell nutzbar.
Da nach bisherigen Erkenntnissen die Mykorrhizierungsrate deutlich gesteigert werden muss, sollen in einem aufbauenden Projekt weitere Trüffelfallen eingesetzt werden. Im Erfolgsfall sollen die Trüffel, die frühestens Ende 2025 erwartet werden, zusammen mit einem Trüffelhändler und der Agrargenossenschaft Drebkau vermarktet werden.