InnoWert
Gemeine Nachtkerze und Kleine Bibernelle für neue Wertschöpfungsketten in der Lausitz
Pflanze
01.10.2023 – 30.09.2025
Koordination und Ansprechpartnerin
- Dr. Katja Witzel
- Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e.V.
- Tel.: +49 (0) 33701 78 220
- Mail: witzel@igzev.de
- Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e.V., Großbeeren
Wissenschaftliche Leitung und Koordination des Projektes, pflanzenbauliche Untersuchungen von Nachtkerzen- und Bibernelle-Sorten - Forschungszentrum Jülich (Institut für Bio- und Geowissenschaften, IBG-2), Jülich
Prüfung des Anbaus beider Pflanzenarten in neuen Kultivierungssystemen zur Erhöhung der Produktionsstabilität der wertgebenden Inhaltsstoffe - Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME)
Optimierung der Keimfähigkeit beider Pflanzenarten durch biotische und abiotische Faktoren zur Erhöhung der Uniformität in der Samenkeimung von Wildpflanzen - Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT), Oberhausen
Entwicklung nicht-destruktiver spektroskopischer Messverfahren zur Analyse ausgewählter Pflanzeninhaltsstoffe
Kurzbeschreibung und Ziele
Um den Strukturwandel mitzugestalten und die Biodiversität in der Lausitz zu erhöhen, sollen neue Wertschöpfungsketten auf Basis der Gemeinen Nachtkerze (Oenothera biennis) und der Kleinen Bibernelle (Pimpinella saxifraga) entwickelt werden. Diese heimischen Pflanzenarten können als gleichwertige Alternativen für Importwaren wie Anissamen, Nachtkerzenöl und synthetische Stoffe dienen. Zudem haben sie zahlreiche Eigenschaften, die sich positiv auf Ackerkulturen, z.B. in Form von Pathogenunterdrückung oder Biodiversitätsförderung, auswirken.
Ein Projektschwerpunkt ist daher die Prüfung beider Arten als Alternative zu synthetischen Pflanzenschutzmitteln, da Teile sowohl von Nachtkerze als auch von Bibernelle eine hohe antimikrobielle Aktivität besitzen. Weiterhin können sie mit ihren Wurzeln selbst stark verdichteten Boden auflockern. Die Untersuchung zum Einsatz von Wildpflanzen zur Verbesserung der Bodenstruktur und Bodengesundheit stellt daher einen weiteren Projektteil dar.
Das Öl der Nachtkerze hat einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Omega-6-Fettsäuren und wird zum Beispiel zur Herstellung hochwertiger Kosmetika und Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt. Da diese Pflanzenart züchterisch bisher wenig bearbeitet ist, sollen in InnoWert mehrere Genvarianten auf ihre wertgebenden Inhaltsstoffe untersucht werden, um die Grundlage zur Kultivierung als eine Nutzpflanze zu legen.

Projektinnovation
Der Anbau und die Verwertung von Wildpflanzen stellen eine ressourcenschonende und biodiversitätsfördernde Landnutzung dar und sind eine nachhaltige Alternative zur konventionellen Nutzung. Zusammen mit den Partnern des Innolabs Circular PhytoREVIER der Initiative BioökonomieREVIER will das Projektteam den Grundstein für neue Wertschöpfungsketten auf Grundlage aus in der Lausitz heimischen Wildpflanzen legen.
InnoWert und die Lausitz
Die Lausitz ist durch eine geringe Diversität an hochwertigen und hochpreisigen Produkten aus landwirtschaftlicher Erzeugung gekennzeichnet. Die Unternehmen der Region benötigen neue Möglichkeiten der Wertschöpfung und Geschäftsmodelle, um vor dem Hintergrund des Strukturwandels und des Klimawandels weiterhin profitabel wirtschaften zu können. Eine Lösung könnten hier Sonderkulturen in Form von gebietsheimischen Heil- und Gewürzpflanzen darstellen. Bei diesen Pflanzenarten ist der Anbau meist unkompliziert, da wenig Düngemittel benötigt werden und durch die Resilienz gegenüber Hitze und Trockenheit auch die Ertragssicherheit unter den Bedingungen der Lausitz gegeben sein wird. Auf Grundlage erster positiver Erkenntnisse aus dem InnoWild-Projekt soll der Anbau der Gemeinen Nachtkerze und der Kleinen Bibernelle in der Region vorangetrieben werden.
Nachhaltige Landnutzung und Bioökonomie
Wildpflanzen leisten einen wertvollen Beitrag für eine intakte Natur, indem sie wichtige Ökosystemleistungen, wie z. B. die Insektenbestäubung von Hauptkulturen durch ein zusätzliches Nektar- und Pollenangebot unterstützen. Nachtkerze, Bibernelle & Co. können auch eine Alternative zu Insektiziden bilden, indem sie in Form von Blühstreifen Erträge durch biologische Schädlingsbekämpfung schützen beziehungsweise sogar steigern. Zudem können bestimmte Wildpflanzenarten als Zwischenfrüchte zu einer verbesserten Bodenstruktur, Humusaufbau und erhöhten mikrobiellen Diversität im landwirtschaftlich genutzten Boden beitragen.
Gegenwärtig gibt es einen hohen Forschungsbedarf, um das gesamte Potenzial von Wildpflanzen in Bezug auf pflanzliche Inhaltsstoffe mit besonderen Eigenschaften zu erschließen und wirtschaftlich zu verwerten. Wissenschaftler/innen sind sehr daran interessiert, die bioaktiven Substanzen in beiden Pflanzenarten durch modernste chemische und biochemische Messverfahren zu identifizieren. Darüber hinaus besitzen Nachtkerze und Bibernelle ein erhebliches Potenzial für die Entwicklung eines diversifizierten Produktspektrums solcher Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Lebensmitteln, pharmazeutischen Produkten, Kosmetika, Gewürzen, Lebensmittelzusätzen, Tees oder biobasierten Pflanzenschutzmitteln spezialisiert haben.


Erwartete Ergebnisse
Im Projekt InnoWert wird das Potenzial beider Pflanzenarten in Bezug auf regionale Wertschöpfungsketten unter verschiedenen Aspekten betrachtet:
- Auswahl von Genbankakzessionen mit hoher Inhaltsstoffkonzentration und Ertragsleistung, d.h. die genetischen Varianten, die besonders vielversprechend sind, werden identifiziert und für die weitere Forschung ausgewählt.
- Charakterisierung der phytosanitären Leistung sowie Kultivierung in neuen Anbausystemen, d.h. die generellen Gesundheitsmerkmale der Pflanzen werden beschrieben und eingeschätzt. Die Wildpflanzen werden in großem Maßstab gezüchtet und angebaut.
Weitere wesentliche Bestandteile des Projektes sind die Vertiefung und Verstetigung der Zusammenarbeit mit dem Innolab Circular PhytoREVIER, die Identifizierung von Interessensvertretern aus Anbau und Verwertung sowie die Unterstützung des InnoWild-Wildpflanzentransferzentrums.
Ausblick
Die Nachfrage nach nachhaltig erzeugten Rohstoffen für pharmazeutische Produkte, Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika wächst stetig. Zudem gibt es ein großes öffentliches Interesse, heimische Insekten und andere Tierarten zu erhalten und zu schützen. Der Anbau und die Verwertung von Wildpflanzenarten unterstützen beide Ziele nachhaltig.