LIL-PARTIKUL
Partizipative Dokumentation der materiellen und immateriellen Bergbaukultur und Entwicklungsperspektiven für die Bioökonomie im Lausitzer Braunkohlerevier
Kulturlandschaft
01.04.2024 – 31.12.2025
Koordination und Ansprechpartnerin
- Lea Brönner
- IHM – Institute for Heritage Management GmbH
- Tel.: +49 355 866 885 86
- Mail: broenner@heritage-management.com
- Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Zossen
- Franz Dietzmann, franz.dietzmann@bldam.brandenburg.de
- IHM – Institute for Heritage Management GmbH, Cottbus
- Lea Brönner, broenner@heritage-management.com
- INIK – Institut für Neue Industriekultur GmbH, Cottbus
- Heidi Pinkepank, pinkepank@inik.eu
- Stadt Drebkau
- Beate Menzel, menzel@drebkau.de
- Stadt Welzow
- Steffen Soult, s.soult@welzow.de
- im Unterauftrag für die Region Neupetershain Neupetershainer Geschichten e.V.
- Vorstandsmitglied Susanne Fiedler, frieda.fie@t-online.de
Kurzbeschreibung und Ziele
Ob bergbaugeprägte Namensgebung von Verwaltungsgebäude und Freizeitstätten oder öffentliche Feierlichkeiten von Traditionsvereinen in Bergmannsuniformen: die über einhundertjährige Braunkohleförderung in der Lausitz prägt die Region mit tiefgreifenden Bergbautraditionen und einer spezifischen Baukultur. Durch den bevorstehenden Kohleausstieg stehen diese mutmaßlich vor großen Veränderungen. Eine Gefährdung der materiellen Zeugnisse und der mit ihnen verknüpften immateriellen Elemente bedroht auch die Identität einer mit dem Bergbau tief verwurzelten Bevölkerung.
Dieses Projekt soll den Ängsten einer Deindustrialisierung der Region entgegen wirken. Damit gehen folgende Ziele einher:
- Dokumentation ortsgebundener immaterieller Traditionen und ihrer Bedeutung für die Identität unter aktiver Einbeziehung der Bürger/innen.
- Erstellung eines Leitfadens zur Erfassung und Bewertung der Bergbaukultur als Beitrag zur Stadt- und Regionalentwicklung.
- Modellhafte Erprobung des Leitfadens.
- Potenzialanalyse des Gebäudebestandes zur Nutzung für die Bioökonomie.
- Fachliche Unterstützung zum Aufbau und der Verstetigung eines Netzwerkknotens Bioökonomie in Welzow, Drebkau und Neupetershain.
Die zentralen Inhalte bilden dann auch den Namen des Projektes:
PARTIzipation und BergbauKULtur.
Fokus Bergbaukultur & Identität: Im Austausch mit der Bevölkerung, den Kommunen, Traditionsvereinen, der Denkmalpflege und der Regionalplanung soll ein Leitfaden erarbeitet werden. Dieser soll es Städten und Gemeinden langfristig und in Eigenregie ermöglichen, Infrastruktur mit großer Bedeutung für die regionale Identität zu identifizieren und diese durch nachhaltige Nachnutzungsstrategien zu erhalten. Die Schnittstellen der immateriellen und materiellen Kultur sollen in ihren Zusammenhängen und ihrer Bedeutung für die regionale Identität untersucht werden, um soziale Gefüge, Stadtimage und persönliche sowie kollektive Geschichte(n) für die Zukunft zu bewahren. Gleichzeitig kann dem Abriss und Neubau von Gebäuden vorgebeugt werden, wodurch sich die CO2-Bilanz der Kommunen verbessert.
Fokus Bioökonomie: Das Potenzial des baulichen Erbes im Lausitzer Braunkohlerevier soll gezielt in Bezug auf die Bioökonomie analysiert werden. Basierend auf den Ergebnissen der Bürgerbefragungen sollen dem als erhaltenswürdig bewerteten Gebäudebestand potenzielle Nutzungen für Produktion, Verarbeitung und erforderliche Dienstleistungen der Bioökonomie zugeordnet werden. Dafür wird ein Abgleich des Gebäude- und Flächenbestandes in der Region Drebkau-Welzow-Neupetershain mit dem reellen Bedarf der LIL-Projekte und weiterer Initiativen durchgeführt. Es werden vorbereitende Überlegungen für einen potenziellen Netzwerkknoten Bioökonomie getroffen, immer unter Berücksichtigung relevanter Aspekte wie beispielsweise Raumbedarf und -angebote, kurze Transportwege, infrastrukturelle Anbindung. Darüber hinaus strebt PARTIKUL die Zusammenführung und verbesserte Zusammenarbeit der anderen Projekte im Forschungsbündnis an. Mit diesem Projekt wollen wir zum Ausbau der regionalen Akzeptanz für die bioökonomischen Ziele des Bündnisses in der Region beitragen.
Projektinnovation
Das Projekt LIL-PARTIKUL möchte einen innovativen Lösungsweg schaffen, um die bergbaubedingte Identität der Lausitz sowie die mit dem Bergbau verbundene Baukultur zu erhalten. Hierbei soll das vorhandene Wissen der Region aktiv genutzt werden, um den innovativen Industriezweig der Bioökonomie auszubauen und in der Lausitz zu verankern. Der große Mehrwert des Projektes liegt in seinem Aufbau. Ausgehend von der partizipativen Dokumentation werden die für das Studiengebiet wichtigen immateriellen Traditionen des Bergbaus verortet und assoziierte materielle Zeugnisse identifiziert. Dies ermöglicht die Auswahl und den Erhalt von Gebäuden mit identitätsstiftendem Charakter unabhängig von ihrem reinen baulichen Denkmalwert.

Graphische Darstellung der verwendeten Methodik, © IHM
LIL-PARTIKUL und die Lausitz/Łužyca
Durch die Erstellung von Konzepten für industrielle Folgenutzungen traditionsrelevanter und identitätsstiftender Orte (Gebäude und Flächen), kann LIL-PARTIKUL eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Lausitz schlagen. Dies trägt dazu bei, dass der Übergang einer durch Braunkohletagebau und Energiegewinnung geprägten Industrieregion in eine neue bioökonomische Industrie von der Bevölkerung mitgetragen wird. Ängsten einer Deindustrialisierung der Region soll somit aktiv entgegengewirkt werden.
LIL-PARTIKUL, nachhaltige Landnutzung und Bioökonomie
Mit der Vernetzung zwischen Bergbautradition und Bioökonomie sollen innovative Lösungen für die sozioökonomischen und kulturellen Herausforderungen des Strukturwandels gefunden werden. Immaterielle Werte des Bergbaus und dessen bauliches Erbe bilden eine wesentliche Grundlage der künftigen Entwicklung und sollen in die planerischen Prozesse mit einbezogen werden. LIL-PARTIKUL verknüpft somit die identitätsstiftenden, materiellen Zeugnisse des Bergbaus mit der Entwicklung hin zu einer klimaangepassten Bioökonomieregion in der Lausitz. Die Aspekte Identität, Klima und Wirtschaft werden im Projekt eng zusammengedacht, um auf die Herausforderungen der Region möglichst umfangreich reagieren zu können.
Darüber hinaus unterstützt die Bearbeitung des Projektes die Erreichung der folgenden nachhaltigen, globalen Entwicklungsziele:

Die nachhaltigen, globalen Entwicklungsziele, die durch das Projekt mit bearbeitet werden. Quelle: https://www.un.org/sustainabledevelopment/news/communications-material/
Erwartete Ergebnisse
Wir wollen Folgendes erreichen:
- Die Erstellung bioökonomischer Nutzungskonzepte soll dem Verfall der Gebäudesubstanz im Studiengebiet vorbeugen und die Produkte der anderen LIL-Innovationsbereiche fester in der Region verankern.
- Die Erhaltung immaterieller und materieller Werte des Bergbaus soll unterstützt werden, um lokale sowie regionale Identifikationspunkte zu schützen und Ängste während des Transformationsprozesses zu mindern.
- Den Aufbau eines Knotenpunkts Bioökonomie als einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung von Akteur/innen auf verschiedensten Ebenen (Gebietskörperschaften, Eigentümer/innen relevanter Immobilien, Forschende in relevanten Themenfeldern) im Bereich Bioökonomie in der Lausitz.
- Einbeziehung der Bergbautraditionen der Lausitz in den Strukturwandel und wirtschaftliche Nutzbarmachung der immateriellen Verbindungen.
- Aufbau neuer Kompetenzen bei den beteiligten Kommunen und bei den forschenden Partner/innen sowie Stärkung der Verbindungen von Wissenschaft und Zivilgesellschaft innerhalb des aktuellen Strukturwandelprozesses.
- Einbeziehung lokaler Akteur/innen über die dokumentative Partizipation und die damit verbundene Anerkennung regionaler Identität, Traditionen und Bezüge zu Baukultur und Landschaft.
Ausblick
Die Arbeiten des Vorhabens bieten der Lausitz eine ökonomische Perspektive unter Bewahrung der lokalen und regionalen Identität vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Strukturwandels. Es ist das Anliegen des Projektes, dass die Ergebnisse auch für weitere Teile der Lausitz relevant und umsetzbar sind. Der verwendete Ansatz zur Analyse der Schnittstelle immaterieller und materieller Kultur einer Industrieregion zur Überführung in Reindustrialisierungsbemühungen soll zu einem späteren Zeitpunkt auch durch Akteur/innen außerhalb des Projektverbundes anwendbar sein.
Der in diesem Verbundvorhaben zu entwickelnde Netzwerkknoten Bioökonomie soll darüber hinaus Voraussetzungen schaffen, um die Aktivitäten des Bündnisses Land-Innovation-Lausitz auch über seine Laufzeit hinaus in der Region zu verankern und soll dem Bündnis einen Raum zur Verstetigung bieten. Basierend auf einer Abfrage des reellen Bedarfes der verschiedenen LIL-Projekte werden die Innovations- und Integrationsbereiche des LIL-Bündnisses langfristig miteinander verzahnt und ihre Überführung in die Zukunft sichergestellt. Bei erfolgreicher Erprobung des Leitfadens sowie einer darauffolgenden Erstellung von förderfähigen Nutzungskonzepten kann der Leitfaden eigenständig von den Kommunen weitergenutzt und anderen Akteur/innen für eine Adaptation zur Verfügung gestellt werden.