KliBioTo

Landschaftsinnovationen in der Lausitz für eine klimaangepasste Bioökonomie und naturnahen Bioökonomie-Tourismus

Kulturlandschaft

Durch die Landnutzungscluster und die Analyse von Landnutzungssystemen trägt das Projekt potenziell auch zu den LIL-Innovationsbereichen „Boden“ und „Pflanze“ bei. Durch die Nutzung von KI und diversen Sensordaten sowie die Entwicklung von App-Komponenten hat das Projekt ebenso einen starken Bezug zum Querschnittsbereich „Digitalisierung und Sensorik”.

01.11.2022 – 31.10.2025

Koordination und Ansprechpartnerin

  • Prof. Dr. Sonoko Bellingrath-Kimura
  • Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. (ZALF)
  • E-Mail: lil-klibioto@zalf.de

Kurzbeschreibung und Ziele

Um die Region Lausitz zu fördern, will das Projektteam von LIL-KliBioTo – durch Anpassung an das sich ändernde Klima – zwei Wirtschaftszweige verknüpfen: Bioökonomie und Tourismus. Da die Lausitz schon jetzt zu den klimatisch empfindlichsten Regionen in Mitteleuropa gehört, werden ausgetrocknete Böden, geringe Grundwasserneubildung und verstärkte Wetterextreme u.a. die Landnutzung durch Landwirtschaft und Tourismus stark beeinträchtigen.

KliBioTo umfasst:

  • eine KI-gestützte Datenauswertung von Landnutzungsclustern in der Lausitz.
  • agronomische und ökonomische Analysen von innovativen Maßnahmen/Landnutzung.
  • Die Ausarbeitung von Präferenzen und Hemmnissen mit Akteur/innen aus den Agrar- und Tourismussektoren.
  • Die Erstellung von Karten von Landnutzungsclustern sowie App-basierte Radwege mit bioökonomischen Attraktionen.

Für die Anpassung beider Bereiche an den Klimawandel erfolgt zunächst eine tiefgehende Analyse der regionalen Landnutzung und Landwirtschaft sowie deren Anpassungsmöglichkeiten. Ein zentrales Element bei dieser Analyse ist die Einbindung lokaler Akteur/innen durch Workshops und einen Beirat.
Das Team von KliBioTo führt während einiger der heißesten Tage Feldüberwachungskampagnen durch, um so die tatsächlichen Auswirkungen von Hitzewellen auf die Landoberflächentemperatur zu erfassen. Hot- und Cold-Spots verschiedener Landschaftselemente – unter anderem Agroforstflächen, Photovoltaikanlagen, Wasserkörper, Waldflächen, Fahrradwege, Moor- und Heidelandschaften – werden identifiziert und registriert.

Durch die Verwendung von Thermalkameras durch Fahrradfahrer/innen können Temperaturunterschiede bei verschiedenen Landschaftselementen veranschaulicht werden (© T. Nowakowski / BTU Cottbus)

Außerdem untersuchen die Wissenschaftler/innen einige vielversprechende Optionen der agrarlandschaftlichen Flächennutzung. Diese werden systematisch analysiert und eingeordnet. Unter Berücksichtigung landwirtschaftlicher und sozioökonomischer Rahmenbedingungen arbeiten sie diejenigen Landnutzungsoptionen heraus, die in der Lausitz sinnvoll umgesetzt werden können. Zusätzlich zu einer Literaturanalyse nutzt das Team die Daten aus den anderen Arbeitspaketen und aus den in der Lausitz durchgeführten Stakeholder-Workshops.

Um die Präferenzen und Bedürfnisse von Landwirt/innen und Fahrradtourist/innen in Bezug auf Klimaanpassungsmaßnahmen genauestens abschätzen zu können, führt das Team Befragungen mit Hilfe von Choice-Experimenten in der Lausitz durch.

 

Choice-Experimente ermöglichen eine ökonomische Bewertung einzelner Merkmale eines Gutes durch die Ermittlung der Zahlungsbereitschaft für diese Merkmale. Auf diese Weise können beispielsweise die Pflanzung von Baumreihen zur Beschattung von Fahrradwegen, die Verbesserung von Bewässerungsoptionen oder der Anbau widerstandsfähiger Getreidesorten monetär bewertet werden.

 

Zusätzlich wird das Projektteam auf der Grundlage der erarbeiteten Landnutzungsoptionen deren Kosten berechnen. Mit Hilfe der Abschätzung von Präferenzen und der zu erwartenden Kosten lassen sich zielgerichtet Anpassungsmaßnahmen ableiten.

Am Projektende soll in Zusammenarbeit mit Akteuren aus der Region ein Konzept für zwei neue klimaangepasste und naturnahe Radrouten entwickelt sein.

Projektinnovation

Das Projekt verknüpft durch KI-gewonnene Daten mit den Präferenzen verschiedener Interessensgruppen und kombiniert so Daten- mit Sozialwissenschaft. Die Ergebnisse aller Analysen werden für die Erstellung eines regionalen Kataloges für klimawandelrelevante Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft genutzt. Durch diesen neuen Weg soll ein Modellfall für Landschaftsinnovationen in der Lausitz und in anderen Regionen entstehen.

Das Team setzt sich interdisziplinär aus den Bereichen Landwirtschaft, Datenmodellierung und Ökonomie zusammen. In enger Zusammenarbeit soll so gemeinsam ein ganzheitliches komplettes Konzept für Radwege entwickelt werden. Um das Projekt so praxisnah wie möglich zu gestalten und damit Landwirte vorab kalkulieren können, wie hoch beispielsweise die Kosten für die Pflanzung einer Hecke sind, sollen alle Kosten umfassend und von Beginn an mit dargestellt werden.

KliBioTo und die Lausitz

Schon jetzt sinken die landwirtschaftlichen Erträge durch die steigenden Temperaturen und die damit verbundene höheren Verdunstung. Die sandigen Böden der Region heizen sich tagsüber stark auf und verfügen über schlechte Wasserhaltekapazitäten. Damit die Landwirtschaft in Zukunft keine Totalverluste zu verzeichnen hat, muss man bereits jetzt auf den Klimawandel reagieren beziehungsweise vorausplanend handeln. So empfiehlt es sich beispielsweise mit Mischkulturen zu experimentieren. Auch verfügt die Lausitz über ein großes Potenzial für den Anbau von Sonderkulturen, welches oft noch nicht genutzt wird. Dieses Potenzial sollte gehoben werden. In der Summe sollen die Klimaanpassungsmaßnahmen sowohl ausreichende Erträge als auch die Bodenqualität sichern.

 

Neue Bewirtschaftungsmethoden können nicht nur der Landwirtschaft helfen, sich an den Klimawandel anzupassen, sondern auch Synergieeffekte mit dem lokalen Fahrradtourismus bewirken.

 

Nachhaltige Landnutzung und Bioökonomie

Das Projektteam möchte durch die Zusammenarbeit der verschiedenen Forschungsdisziplinen in der Lausitz eine nachhaltige und klimaangepasste Landnutzung ermöglichen. Mit der Verknüpfung der Wirtschaftszweige Landwirtschaft/Bioökonomie und Tourismus soll auch zu einer soliden ökonomischen Grundlage beigetragen werden.​

 

Erwartete Ergebnisse

Durch die Umsetzung klimawandelangepasster Maßnahmen in der Landwirtschaft können nicht nur Erträge unter extremen Bedingungen gesichert werden, es kann auch eine höhere Attraktivität für Fahrradtourist/innen erreicht werden. Auf Grundlage der Arbeiten im Projekt sollen konkrete Empfehlungen für die Planung von Radwegen abgeleitet werden. Die Ergebnisse sollen wie folgt verfügbar gemacht:

 

Ausblick

​Die interaktive Karte mit Wärme- und Kältepunkten (Hot- und Coldspots) ist bereits verfügbar und wird hoffentlich mehr und mehr genutzt werden. Parallel laufen weitere Analysen von Hot- und Cold-Spots, um möglichst umfassende Einblicke in die regionalen Gegebenheiten zu erhalten. Die ersten Ergebnisse aus dem Projekt sollen ab Herbst in der Lausitz App eingebunden sein.

In einem Katalog sollen potenziell geeignete und real funktionierende Agrarmaßnahmen zur Reduktion von Hot-Spots zusammengestellt werden. Hierbei ist es wichtig, die Meinung der Bevölkerung mit einzubeziehen, um eine möglichst breite Akzeptanz zu erreichen. Ebenso gilt es administrative Hürden zu berücksichtigen, die teils recht beträchtlich sind. Denn beispielsweise darf man nicht jeden Baum an jeden Radweg pflanzen usw.
Einfließen sollen hier auch die bewerteten Präferenzen von Stakeholdern, die möglichen Zukunftsszenarien der Lausitzer Landschaftsgestaltung müssen vorab identifiziert und künftige bioökonomische Optimierungsmaßnahmen müssen erarbeitet werden.