Workshop-Fazit: Faserhaltige Pflanzen – vom Rohstoff zur (regionalen) Wertschöpfung

  • Transdisziplinärer Wissensaustausch an der BTU Cottbus-Senftenberg
  • Fazit des LIL-Innovations-Workshops „Faserpflanzen“ am 24.04.2023

27.04.23: Um aus Pflanzenfasern vermarktungsfähige Produkte herstellen zu können, benötigt man nicht nur passende Erntetechnik, effiziente Aufbereitungsverfahren und stimmige Logistik. Gerade für die industrielle Verwertung von Pflanzenfasern gilt es weitere Faktoren zu berücksichtigen. Dazu tauschten sich jetzt Experten und Expertinnen aus Wissenschaft, Industrie und Landwirtschaft aus der Lausitz, Brandenburg und Sachsen im Rahmen eines Innovations-Workshops des WIR!-Bündnisses „Land-Innovation-Lausitz“ aus.

Intensiv wurde beispielsweise die grundsätzliche Herangehensweise an die Verwertung von faserhaltigen Pflanzen diskutiert. Denkt man nur vom Endprodukt und vom Markt her? Soll man also die Erzeugung und Aufbereitung faserhaltiger Pflanzen ausschließlich danach ausrichten, welches Produkt benötigt wird? Beim Pflanzenbau allerdings beeinflussen u.a. Standortfaktoren wie Boden und Klima maßgeblich die Auswahl der Anbaukulturen. Fruchtfolgen sind für Humusaufbau, Bodenregeneration und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit erforderlich, weshalb je Erzeuger eine Variabilität der Produkte und deren spezifischer Liefermengen zulässig sein müssten. Dies widerspricht wiederum den üblichen Anforderungen der Industrie.

Anbaukulturen, Absatzmärkte, Forschungsprojekte

Fragen nach Lieferumfang und potenziellem Absatzmarkt schließen sich hier unmittelbar an: Für welche Anbaukulturen ist eine Verwertung der Fasern in industriellem Maßstab – in entsprechenden (konstanten) Mengen und für den Absatz beispielsweise auf dem europäischen Markt – anzustreben und möglich? Oder entwickelt man ein Nischenprodukt für einen eher regionalen Markt – wobei für die Verarbeitungsschritte dann eine entsprechend dimensionierte Infrastruktur für Aufbereitung und weitere Verarbeitung regional verfügbar sein muss.

Eine Antwort auf diese Fragen kann die Mehrfachnutzung von Anbaukulturen liefern, so dass nicht nur Tierfutter oder Nahrungsmittel daraus gewonnen werden, sondern auch die faserhaltigen Pflanzenteile verwertet werden. Aktuell werden diese Mehrfachnutzungen u.a. für Luzerne, Mais, Futterroggen, Kichererbsen, Sonnenblumen in transdisziplinären Forschungsprojekten (FUFAPRO, MEFAP) unter Leitung des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. untersucht.

Neben Erzeugung und teils anspruchsvoller Verarbeitung faserhaltiger Pflanzen kann der Weg von der Erprobung einer innovativen Idee in diesem Bereich bis zur tatsächlichen wirtschaftlichen Verwertung lang sein. Umso wichtiger war die Diskussion der damit verknüpften Fragen aus den unterschiedlichen Perspektiven von Forschung und Praxis, wofür der LIL-Workshop eine gute Plattform bot.

Die Workshop-Teilnehmenden waren sich einig, dass unabhängig von Anbau und Verwertungspfaden, deutlich mehr öffentliche Aufmerksamkeit für den Nutzen und den Wert von Naturfaserprodukten sowie ein klarer politischer Wille erforderlich sind, um nützliche Rahmenbedingungen zu schaffen, den Wissenstransfer zu steigern und die Skalierung innovativer Ansätze in diesem Bereich zu erleichtern.