AgroWert-Regio

Aufbau von Wertschöpfungsketten mit Agroforstprodukten aus der Lausitz

Kulturlandschaft, mit Bezug zum Bereich Pflanze
01.02.2023 – 31.12.2025

Koordination und Ansprechpartner

  • Ruben Weber
  • Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V.
  • Referent für Wertschöpfungskettenförderung
  • Tel.: +49 (0) 355 752 182 65
  • Mail: weber@defaf.de
  • Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft e.V. (DeFAF)
    Koordination, Vernetzung auf Projekt- und Akteursebene, Wissenstransfer, Außenkommunikation, Nachhaltigkeitsbewertung und die Entwicklung des Teilhabekonzepts,
  • Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)
    wissenschaftliche Begleitung, Forschungsarbeit zu Geschäftsmodellen, agroforstlichen Wertschöpfungseffekten und Konsumentenwahrnehmung,
  • Spreewaldverein e.V.
    regionalspezifische Aspekte sowie die Netzwerkarbeit hinsichtlich der agroforstlichen Wertschöpfungsketten.
  • Bäcker Wahn
    Vernetzung auf Akteursebene, Eruierung von Wertschöpfungs-, Absatz- und Vermarktungsoptionen von Agroforstprodukten aus der Lausitz, Beteiligung an Bewertung von Wertschöpfungsketten
  • Landwirtschaftsbetrieb Domin
    Bereitstellung betriebsspezifischer Daten für die Ausgestaltung und Erprobung des Teilhabeansatzes, Eruierung von Wertschöpfungs-, Absatz- und Vermarktungsoptionen, Beteiligung an Bewertung von Wertschöpfungsketten

Kurzbeschreibung und Ziele

AgroWert-Regio baut auf dem LIL-Projekt AgroBaLa auf und konzentriert sich auf Aufbau und Stärkung regionaler Wertschöpfung für Agroforstprodukte aus der Lausitz. Dafür sollen geeignete Vermarktungsansätze entwickelt, erprobt und bewertet werden. Ebenso soll die Agroforstwirtschaft in die Nachhaltigkeitsbewertung von Landwirtschaftsbetrieben integriert werden. Langfristig wird damit eine klimaresiliente und nachhaltige Landnutzung unterstützt.

Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung agroforstlicher Produkte aus der Lausitz ist die Unterstützung seitens der Gesellschaft. AgroWert-Regio will daher dazu beitragen, dass die Umweltleistungen der Agroforste und insbesondere ihr Beitrag zum Klimaschutz gesellschaftlich anerkannt und honoriert werden. Gleichzeitig soll die Kooperation zwischen den Akteuren entlang der gesamten agroforstlichen Wertschöpfungskette nachhaltig gefestigt werden.
Mit der Erprobung dieses partizipativen Ansatzes wird der Aufbau eines regionalen, auf agroforstlicher Kreislaufwirtschaft basierenden Demonstrationsnetzwerkes unterstützt. Regionale Akteure von Produzenten bis Konsumenten sollen die positiven Effekte von Agroforstsystemen verstärkt wahrnehmen können. Durch Erfahrungsaustausch und Kooperation trägt AgroWert-Regio zur Verbreitung der Agroforstwirtschaft als nachhaltige Landnutzungsmethode in der Region bei.

Projektinnovation

Von Beginn an wurden die verschiedenen Akteure aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Handwerk und Regionalmarketing im Projekt einbezogen. Mit Hilfe dieser engen Zusammenarbeit soll ein dauerhaft tragfähiger Vermarktungsansatz entwickelt und erprobt werden. Damit die Wertsteigerung langfristig und nachhaltig gestaltet werden kann, ist hier die Abbildung und Monetarisierung der agroforstwirtschaftlichen Umweltleistungen eine grundlegende Voraussetzung.

AgroWert-Regio und die Lausitz

Die Landwirtschaft in der Lausitz ist durch die vorwiegend nährstoffarmen, leichten Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität vor besondere Herausforderungen gestellt. Zusätzlich werden diese durch die Folgen des Klimawandels noch verschärft. Gleichzeitig sind die Akteure in der Region durch den laufenden Strukturwandel mit wirtschaftlichen Unsicherheiten konfrontiert, welche innovative Ansätze erfordern.
Als Lösungsoption für eine nachhaltige und zukunftsfähige Landnutzung wurde die Agroforstwirtschaft bereits in den letzten Jahren als Systeminnovation in der Lausitz eingeführt. Agroforstsysteme haben das Potenzial, die Klimaresilienz der Landwirtschaft zu steigern und gleichzeitig die Flächenproduktivität zu gewährleisten. Damit haben sie eine tragende Rolle für die langfristige Sicherung einer produktiven landwirtschaftlichen Nutzung der Lausitzer Landschaften. Um diese Rolle auszubauen gilt es, sie auch gesellschaftlich zu verankern und die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Agroforstwirtschaft zu stärken.

Der DeFAF e.V. – mit Sitz in Cottbus – setzt sich seit vielen Jahren für die Agroforstwirtschaft vor allem in der Lausitz ein. Für das Projekt AgroWert-Regio hat der Verein mit jedem der Projektpartner erfahrene Experten aus verschiedenen Bereichen versammelt. So ist der Spreewaldverein e.V. ein langjähriger Experte in Puncto regionaler Netzwerke und Vermarktung. Die HNEE gibt mit ihrer umfassenden wissenschaftlichen Arbeit zu den Themen Landwirtschaft und Nachhaltigkeit dem Projekt eine unverzichtbare Basis. Mit Landwirtschaftsbetrieb Domin und Bäcker Wahn sind zwei Lausitzer Praxispartner dabei, die ihren unersetzbaren Fundus an Wissen und jahrelanger Erfahrung aus der Region beisteuern.

Nachhaltige Landnutzung

Die Integration der Agroforstwirtschaft in die Nachhaltigkeitsbewertung von landwirtschaftlichen Betrieben ist für die exemplarische Bewertung des Nachhaltigkeitsbeitrags der Agroforstwirtschaft zur Ernährungs- und Landbewirtschaftung von entscheidender Bedeutung. Hier spielen unter anderem der Beitrag zum Klimaschutz, aber auch andere Umweltleistungen durch Agroforstsysteme sowie deren Einbindung in regionale Wirtschaftskreisläufe eine Rolle.

Hintergrund: Die vielen ökologischen und langfristig auch ökonomischen Vorteile von Agroforstsystemen sind zwar bekannt, werden aber – obwohl sie einen eindeutigen Beitrag für eine klimaresiliente und langfristig ertragsfähige Landbewirtschaftung leisten – monetär nicht abgebildet. Dementsprechend wird der Mehraufwand, den die Anlage und Bewirtschaftung von Agroforstsystemen in den Anfangsjahren für Landwirte bedeutet, nicht honoriert. Mit der Nachhaltigkeitsbewertung wird modellhaft dargestellt, inwiefern die Erzeugung, Verwertung und Vermarktung von Agroforstprodukten einen Beitrag für nachhaltigere Wertschöpfungskreisläufe auf regionaler und betrieblicher Ebene leisten kann. Da die Vorteile der Agroforstwirtschaft damit nicht nur für Landwirte, sondern auch für andere Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette transparent gemacht wird, entstehen Anreize, Agroforstprodukte vermehrt aufzugreifen.

Erwartete Ergebnisse

Durch das Projekt sollen regionale Partnerschaften und wirtschaftliche Kooperationen aufgebaut und gestärkt werden. AgroWert-Regio soll neue Wertschöpfungspfade für Agroforstprodukte identifizieren und initiieren. Es wird angestrebt, Kriterien für die Nachhaltigkeitsbewertung agroforstlicher Wertschöpfungsketten sowie ein Agroforst-Label zu entwickeln. Landnutzer in der ganzen Lausitz sollen für die Vorteile der Agroforstsysteme sensibilisiert werden, um Nachahmungseffekte möglichst großflächig entstehen zu lassen.

Ausblick

Die Erprobung des Teilhabekonzeptes mit zwei regionalen Wirtschaftspartnern ist als ein Startpunkt für ein wachsendes Netzwerk zur Umsetzung der agroforstlichen Kreislaufwirtschaft inklusive Abnehmerseite zu sehen. Die bereits in Agroforstsystemen erzeugten Produkte werden auch nach Ablauf des Projekts weiter produziert werden. Das in AgroWert-Regio angestoßene Konzept für eine gesellschaftliche Beteiligung im Rahmen der Vermarktung wird so angelegt sein, dass weitere Akteure entlang der Wertschöpfungskette integriert werden können. Die Kooperationen im ländlichen Raum und die Stadt-Land- sowie die Produzent-Verbraucher-Verbindungen werden also langfristig gestärkt. Zusätzlich werden Potenziale für neue Verwertungsmöglichkeiten erörtert, die insgesamt zu einer Diversifizierung von Landwirtschaftsbetrieben und bestehenden Wertschöpfungsketten führen sollen. Vor allem im Hinblick auf die zunehmend wichtige Rolle regionaler Wirtschaftskreisläufe ist das Anknüpfen an die Erkenntnisse aus AgroWert-Regio durch andere regionale Akteure erwartbar.

Herausfordernd wird dabei sein, dass die Lausitz eine vergleichsweise große Region ist. Verteilt auf zwei Bundesländer beinhaltet sie verschiedene Kleinstregionen, deren Kulturen, Ökonomien und Logistiken. Die Entwicklung eines Netzwerkes von regionalen Akteuren entlang der kompletten Wertschöpfungskette bedarf daher genauester Planung und Pflege. Hier gilt es, bestehende Lücken hinsichtlich Weiterverarbeitung, Veredelung und kooperativer Vermarktungsansätze von Agroforstprodukten zu identifizieren und zu optimieren.

Auch die Kriterien für eine Nachhaltigkeitsbewertung in der Landwirtschaft bestehen bereits teilweise, allerdings sind sie nicht konkret auf die Agroforstwirtschaft anwendbar. Dies macht eine faire Monetarisierung der Umweltleistungen durch die Agroforstwirtschaft und eine daraus folgende wirtschaftliche Preisgestaltung der Produkte bisher schwierig. Umfangreich ist ebenso der Prozess der Kriterienerarbeitung, der unter anderem von Faktoren und deren Auswirkungen abhängig ist, welche nicht direkt beeinflusst und reguliert werden können. Zum Teil können diese auch erst nach längerer Zeit erfasst werden – dies betrifft beispielsweise die Entwicklung von Verdunstung und Erosion, die sich durch die investierte Bodenpflege seitens der Landwirte eher langfristig entwickeln.